App Entwicklung in der Schweiz oder im Ausland?
In der globalisierten Welt von heute ist es nicht mehr ungewöhnlich mit Menschen aus aller Welt zu arbeiten und so von in der Schweiz undenkbaren Preisen zu profitieren.
Doch die Wahl des Entwicklungsstandorts für ein App-Projekt ist eine gewichtige strategische Entscheidung, die vorsichtig getroffen werden sollte:
In meiner Arbeit als App Entwickler in der Schweiz erhalte ich immer wieder Anfragen von Leuten, die ihr Softwareprojekt im Ausland gestartet haben, jetzt aber aufgrund schlechter Erfahrungen doch nach einem lokalen Softwareentwickler suchen.
Doch warum ist das so? Was genau sind die Erfahrungen, die sie gemacht haben?
Und vor allem, wie lässt sich das Beste aus beiden Welten vereinen: die Vorteile einer Entwicklung in der Schweiz, ohne direkt riesige Summen investieren zu müssen?
Mögliche Probleme bei der Softwareentwicklung im Ausland
Selbstverständlich ist ein App Projekt im Ausland keinesfalls zum Scheitern verurteilt. Es gibt auf der ganzen Welt eine Menge grossartige Entwickler:innen und Softwarefirmen. Mit einigen davon durfte ich auch schon persönlich zusammenarbeiten und viele weitere verfolge ich aktiv auf Social Media, um mich inspirieren zu lassen und Neues zu lernen.
Doch die Welt ist gross und ebenso das Angebot auf den vielen Vermittlungsplattformen. Auf welche möglichen Probleme sollte man also achten, um sie vermeiden zu können?
Unklare Kommunikation
Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede können zu Missverständnissen und Reibungsverlusten führen, die nicht unterschätzt werden sollten.
Arbeiten Sie beispielsweise mit einer Outsourcing-Agentur im Ausland zusammen, wäre es durchaus denkbar, dass Sie Ihre Anforderungen auf Englisch übersetzt an die Projektleitung schicken, welche es wiederum in die lokale Sprache übersetzt an das Entwicklerteam weitergibt. Dabei können sich unbemerkt und schnell einmal Missverständnisse einschleichen.1
Dazu kommt, dass es in einigen Kulturen der Welt als unhöflich oder respektlos angesehen wird, offen zuzugeben, dass man etwas nicht versteht. Eine problematische Kombination, wenn es darum geht, gemeinsam effizient an einem Softwareprojekt zu arbeiten.
Um diese Probleme zu überwinden, ist es wichtig, klare Kommunikationskanäle einzurichten und sicherzustellen, dass alle Teammitglieder ein gemeinsames Verständnis für die Anforderungen und Ziele des Projekts haben.
Auch Deadlines sollten klar definiert und idealerweise vertraglich festgehalten sein.
Wenig Leistung für wenig Geld
Klar, die Stundensätze und eigeholten Offerten aus vielen Ländern unterscheidet sich auch in einem besonders beliebten Punkt von denjenigen aus der Schweiz: dem Preis.
Doch wie steht diese Ziffer im Verhältnis zur Leistung?
100 gekaufte Stunden Arbeitsleistung bringen schliesslich keinen Mehrwert, als wenn es jemand in derselben Qualität auch in 20 Stunden hätte machen können.
Auch hier ist klar: die Leistung unterscheidet sich von Person zu Person und ist grundsätzlich unabhängig vom jeweiligen Land. Dennoch gibt es Tendenzen, wie sie beispielsweise Yahoo Finance an folgenden Kriterien festmacht und so einen globalen Vergleich versucht:2
- Länder mit den besten Universitäten und Ausbildungsmöglichkeiten für IT-Berufe.
- Länder mit den höchsten Löhnen in IT-Berufen - davon ausgehend, dass diese die so besten Fachkräfte auf dem globalen Markt anwerben können.
Die Schweiz landete dabei auf Platz 3, direkt hinter Australien (Platz 2) und den USA (Platz 1).
Die Chance auf eine hohe Leistung und Qualität steht in der Schweiz also sicher nicht schlecht.
Generell sollte man bei einer Zusammenarbeit immer die Referenzprojekte der Anbieterfirma prüfen und Projekte mit abgestecktem Umfang zu einem Fixpreis offerieren lassen, damit Preis und Leistung schon zu Beginn des Projekts klar sind.
Versteckte Kosten aufgrund mangelnder Qualität
Obwohl Software bekanntlich nicht aus physischen Materialien besteht, gibt es dennoch Qualitätsunterschiede. Diese beispielsweise mit der Strukturierung und der Lesbarkeit des Programmiercodes zu tun.
Eine unzureichende Code-Qualität kann dazu führen, dass die Softwareanwendung anfällig für Fehler und Sicherheitslücken wird. Oft tauchen diese Probleme aber erst nach einer gewissen Zeit auf. Denn je mehr Funktionen gewünscht werden, desto instabiler wird das auf qualitativ schwachem Fundament aufgebaute Konstrukt. Dadurch wachsen die Kosten für die Umsetzung der neuen Funktionen stetig an, und leider oft auch die Anzahl der Fehler im Produkt.
Wird das Problem nicht frühzeitig unterbunden, so können die zunehmend auftretenden Fehler schnell einmal die Zufriedenheit der Endkundschaft des Softwareprodukts senken und schlimmstenfalls zur Korrektur sogar eine komplette Neuentwicklung erfordern.
Auch eine hohe Fluktuation bei der Anbieterfirma kann dazu führen, dass eine mangelhafte Code-Qualität zum Problem wird. Neue Teammitglieder müssen sich schliesslich in den bestehenden Code einarbeiten, was durch eine unleserlich strukturierte Programmierung bei jeder neuen Person einen eigentlich unnötigen Zusatzaufwand bedeutet.
Um versteckte Kosten aufgrund mangelnder Qualität zu vermeiden bietet es sich an, eine externe Person dem Projekt beizuziehen, um dessen Code-Qualität unabhängig zu prüfen.
Wie Sie Probleme beim Outsourcing vermeiden
Wenn Sie also trotz der genannten Risiken Ihre App gerne im Ausland entwickeln möchten, so habe ich Ihnen nachfolgend die wichtigsten Empfehlungen nochmals zusammengefasst:
- Richten Sie klare Kommunikationskanäle ein und stellen Sie sicher, dass alle Teammitglieder ein gemeinsames Verständnis für die Anforderungen und Ziele des Projekts haben.
- Definieren Sie eine klare Deadline und halten Sie diese idealerweise vertraglich fest, um Verzögerungen und Unzuverlässigkeit zu vermeiden.
- Achten Sie bei der Auswahl eines Outsourcing-Partners nicht nur auf die Stundensätze, sondern auch die Qualität der Leistung. Prüfen Sie dazu Referenzprojekte der Anbieterfirma lassen Sie sich das Projekt mit abgestecktem Umfang zu einem Fixpreis offerieren, um Preis und Leistung von Anfang an klar zu definieren.
- Überprüfen Sie die Code-Qualität des Outsourcing-Partners, um versteckte Folgekosten aufgrund mangelnder Qualität zu vermeiden. Eine unabhängige Überprüfung der Code-Qualität durch externe und unabhängige Expert:innen kann helfen, potenzielle Probleme frühzeitig zu identifizieren und zu beheben.
Preiseffizient in der Schweiz entwickeln - geht das?
Wer hat denn gesagt, dass das nicht auch möglich ist?
Klar, die Kosten in der Schweiz sind sicherlich deutlich höher als in den meisten anderen Ländern. Doch kommt damit eben auch die berühmte Qualität, durch welche hohe Folgekosten verhindert werden können.
Durch den super Ausbildungsstandort, die kulturell stark verankerten Werte, wie Zuverlässigkeit und Qualitätsbewusstsein, sowie der direkten und gleichsprachigen Kommunikation vermeiden Sie zudem potenzielle Reibungsverluste und die damit zusammenhängenden Mehrkosten.
Vielleicht stehen Sie aber vor der Gründung Ihres eigenen Startups und möchten aufgrund des Risikos dennoch nicht zu tief ins Portemonnaie greifen müssen?
Das muss nicht unmöglich sein: durch die Anwendung des MVP-Ansatzes können auch grosse Ideen bereits mit einer überschaubaren Investition angegangen werden.
Statt beim Stundensatz zu sparen wird hier nämlich beim Projektumfang angesetzt. Denn in den meisten Fällen müssen nicht alle Funktionen des Endprodukts bereits in der ersten Version enthalten sein, um der Endkundschaft ein hilfreiches Produkt anbieten und erstes Geld verdienen zu können. Dann macht es mehr Sinn, frühestmöglich auf den Markt zu gehen und die Rückmeldungen der echten Kundschaft direkt in die Weiterentwicklung einfliessen zu lassen.
So haben Sie am Ende ein echtes, solides Produkt auf dem Markt, welches dank guter Entwicklungsqualität auch zu einem späteren Zeitpunkt beliebig mit weiteren Funktionen erweitert werden kann.
Quellenverzeichnis
Footnotes
-
Nachteile der Softwareentwicklung im Ausland Website von Dev Insider. Abgerufen am 18. März 2024. ↩
-
15 Countries that Produce the Best Software Engineers Website von Yahoo Finance. Abgerufen am 18. März 2024. ↩