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Florian GygerEntwickelt passgenaue Apps zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen.Inhaber von Florian Gyger Software.
7 min Lesedauer

2022: Website für Internet Explorer optimieren noch sinnvoll?

Jede in der Webentwicklung tätige Person kennt es: man baut eine neue Funktion in die Web App der Kundin oder des Kunden ein und möchte nur noch schnell prüfen ob es auch auf allen gängigen Browser sauber läuft... Chrome - check, Safari - check, Firefox - check, Internet Explorer - nicht schon wieder!!!

Auch als Anwender:in hat man bestimmt schonmal die Erfahrung gemacht, dass eine Website im Internet Explorer einfach nicht richtig dargestellt wird oder nicht komplett funktioniert. Ausser natürlich man verwendet den IE bloss zum Download eines anderen Browsers.

Doch was ist denn das Problem mit dem Internet Explorer? Warum wird er trotzdem noch immer genutzt? Und soll man den IE bei der Entwicklung einer Webanwendung im Jahr 2022 überhaupt noch berücksichtigen?

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Was stimmt denn nicht mit dem Internet Explorer?

Dass der IE seit Jahren für Frust und Kopfzerbrechen sorgt liegt hauptsächlich daran, dass bei der Entwicklung viele Funktionen und Standards nicht, nur teilweise oder erst sehr spät umgesetzt wurden. Dies nahm schon sehr früh seinen Lauf:

Als das World Wide Web noch relativ jung war wurde 1994 ein Gremium gegründet, welches Richtlinien und Standards für die verschiedenen Webtechnologien festlegen soll. Dieses nannte sich World Wide Web Consortium oder kurz W3C. Mittels der erarbeiteten Spezifikationen soll unter anderem sichergestellt werden, dass Websites auf einheitliche Weise aufgebaut und somit auch auf allen Geräten und mit allen Webbrowsern sinnvoll dargestellt werden können. 1

Ein Jahr später beschloss Bill Gates mit seiner Firma Microsoft in das damals langsam aufkommende WWW zu investieren, worauf sie noch 1995 die erste Version des Internet Explorer veröffentlichten. Der Browsermarkt wurde zu der Zeit allerdings bereits eindeutig vom Konkurrenzprodukt Netscape Navigator dominiert. 2

Es folgte ein Schlagabtausch bei dem beide Browser versuchten sich mit jeweils neu entwickelten, eigenen Funktionen zu überbieten. Darunter litt jedoch die Einhaltung der vom W3C definierten Standards, von denen die Programme immer weiter abwichen. 3

Wenig später gelang es Microsoft dann doch den Netscape Navigator mit einem umstrittenen Trick vom Markt zu drängen: sie lieferten den Internet Explorer einfach vorinstalliert auf dem hauseigenen Betriebssystem “Windows” aus, welches auf so gut wie jedem derzeit verkauften Computer aufgesetzt war. Trotz massiver Kritik und gar einem US-Kartellprozess gegen das Unternehmen gewann die Firma schliesslich den sogenannten ersten Browserkrieg. 2

Kurz nach der Jahrtausendwende erreichte der Internet Explorer in der 6. Version schliesslich seinen Höhepunkt mit über 95% Anteil der Internetnutzer. Die Abweichungen zu den Richtlinien des W3C blieben dabei bestehen oder wurden zugunsten von eigenen Features weiter ausgebaut. Für Webentwickler:innen bedeutete dies, dass sie ihre Websites explizit für den IE optimieren mussten, statt die Standards einzuhalten, denn schlussendlich sollen die Seiten bei den Anwender:innen ja bestmöglich dargestellt werden. 3

Sich in falscher Sicherheit wiegend löste Microsoft das Entwicklungsteam des Internet Explorers im Herbst 2001 weitgehend auf. 4 Bald darauf folgte eine Welle von Sicherheitsproblemen (siehe Liste von Sicherheitslücken), denn die überaus populäre Kombination aus Windows und Internet Explorer 6 weckte auch bei den Internetkriminellen grosses Interesse. Viele Nutzer:innen wechselten nun hastig zu alternativen Browsern, wie dem Safari, Opera oder Mozilla Firefox. 3

Durch die allmählich wieder etwas heterogene Browserlandschaft mussten Webentwickler:innen nun den Spagat zwischen den spezifischen Anforderungen des Internet Explorers und den Richtlinien des W3C schaffen, denn die neuen Browser schienen sich glücklicherweise wieder vermehrt um die Standards des Gremiums zu kümmern. Der resultierende Mehraufwand und die Komplexität dieser Angelegenheit führte zu einer Menge Frust und Kopfzerbrechen unter den Entwickler:innen. Es gab sogar Bewegungen mit dem Ziel in der Netzgemeinde zum Boykott des Internet Explorers aufzurufen.

Microsoft reagierte spät, sah aber schlussendlich dann ein, dass es unumgänglich wird, sich ebenfalls wieder vermehrt an den offiziellen Richtlinien zu orientieren. Dennoch verbesserte sich die Lage auch mit dem Internet Explorer 7 und 8 kaum. 5

Als der Internet Explorer im Jahr 2008 bereits über 20% des Marktanteils wieder verloren hatte, veröffentlichte Google obendrein den heute populärsten Browser Google Chrome. Mit der Publikation der ersten Smartphones zwei Jahre später gewannen die Richtlinien des World Wide Web Consortiums weiter an Bedeutung und wurden unterdessen zudem aktiv von grossen Browserherstellern mitgestaltet. 3

Erst der 2011 erschienene IE 9 brachte deutliche Verbesserungen bei der Einhaltung der W3C Standards. Der Zug war allerdings schon lange abgefahren… Im März 2015 teilte Microsoft schliesslich mit, dass der Internet Explorer 11 der letzte sein werde und die Weiterentwicklung des Produkts eingestellt wird. 5

Heute bleiben dem Browser noch bescheidene 0.5% der weltweiten Internetnutzer:innen. 6 Doch wieso wird er eigentlich überhaupt noch genutzt?

Warum wird der IE gerade in der Schweiz noch heute genutzt?

Dass der Internet Explorer trotz der eingestellten Weiterentwicklung nach wie vor genutzt wird liegt sicherlich zu einem Teil daran, dass es bei jeder abgesetzten Technologie eine gewisse Zeit dauert, bis alle Anwender:innen umgestiegen sind. Das zeigt auch die Nutzungsstatistik des Betriebssystem Windows XP, welches seit April 2014 nicht mehr unterstützt wird und dennoch 4 Jahre später noch auf über 4% der weltweiten Computer installiert war. 7

Spezifisch beim Internet Explorer können sicher die folgenden Punkte ein Grund sein, warum er noch Anwendung findet:

  • Firmen verwenden teilweise noch Anwendungen, die auf Technologien aufbauen, welche nur im Internet Explorer sauber funktionieren (z.B. ActiveX oder Silverlight). 8
  • Anwender:innen älterer Windows Betriebssystem erhalten den Internet Explorer noch vorinstalliert und wissen oft gar nicht, dass es auch Alternativen gäbe und warum es sinnvoll ist, solche zu nutzen. 8
  • Die IT-Abteilung eines Unternehmens gibt die Nutzung des IE vor, weil dieser besonders leicht zentral konfiguriert und verwaltet werden kann. 8 Das dürfte sich inzwischen aber mit dem neueren Edge Browser aus dem Hause Microsoft erledigt haben.

Obwohl die Nutzungszahlen hierzulande nach wie vor noch minimalst höher sind als die weltweite Nutzung des IE, ist sie mit unter einem Prozent mittlerweile dennoch verschwindend gering geworden. 6 Das liegt sicherlich auch an dem 2015 veröffentlichten IE-Ersatz Edge, der standardmässig mit Windows 10 ausgeliefert wird. Dieser ist seit dem 15. Januar 2020 gar auf Chromium basiert, wodurch er sehr gut mit den anderen verbreitenen Webbrowsern mithalten kann bzgl. Kompatibilität und Featureset. 9 Somit stellt sich nun auch 2022 noch die Frage, ob man denn den Internet Explorer bei der Entwicklung von Webapplikationen überhaupt noch berücksichtigen soll?

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Soll man den IE bei der Webentwicklung noch berücksichtigen?

Betrachtet man die aktuellen Trends und den Fakt, dass der Internet Explorer seit 2015 nicht mehr weiterentwickelt wird, so könnte man die Frage sicherlich mit “Nein” beantworten. Möchte man auf das halbe Prozent der potentiellen Kundschaft aber nicht verzichten, welche nach wie vor den IE verwendet, so gibt es inzwischen auch andere Lösung, als eine Menge Arbeitszeit und Frust in die Optimierung für den veralteten Browser zu investieren:

Aufrufe via Internet Explorer auf Edge weiterleiten

Microsoft hat eine Liste von Websites erstellt, welche den IE nicht mehr unterstützen. Wird eine der gelisteten Webanwendungen über den Internet Explorer aufgerufen, so wird die Seite stattdessen automatisch im Microsoft Edge geöffnet.

Probieren Sie es aus: öffnen Sie diese Seite einmal im Internet Explorer!

Hier finden Sie die Anleitung, wie auch Sie Ihre Webanwendung in dieser Liste eintragen und sich so die Kosten für eine IE-Optimierung sparen können, ohne dabei Kundschaft zu verlieren: Request an update to the IE compatibility list

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Quellenverzeichnis

Footnotes

  1. Über das W3C. Website des W3C Deutschland/Österreich. Abgerufen am 19. Dezember 2018.

  2. 15 Jahre WWW: Die Browserkriege. Website von Golem Media GmbH. Abgerufen am 19. Dezember 2018. 2

  3. Browserkrieg. Website von Wikipedia. Abgerufen am 19. Dezember 2018. 2 3 4

  4. Microsoft sammelt Anregungen für Internet Explorer. Website von Heise Medien GmbH & Co. KG. Abgerufen am 19. Dezember 2018.

  5. Internet Explorer. Website von Wikipedia. Abgerufen am 19. Dezember 2018. 2

  6. Browser Market Share. Website von StatCounter. Abgerufen am 24. Januar 2022. 2

  7. Windows XP is still going strong. Website von Windows Latest. Abgerufen am 19. Dezember 2018.

  8. Kommentar zum Internet Explorer: Ein Gespenst geht um im World Wide Web. Website von Heise Medien GmbH & Co. KG. Abgerufen am 19. Dezember 2018. 2 3

  9. Neue auf Chrome basierte Version von Microsoft Edge. Website von Microsoft. Abgerufen am 1. August 2021.